Ein Vorbild für andere in Niederbayern

Bezirksvertreter besichtigen Vilsbiburger Heimatmuseum – Viel ehrenamtliches Engagement

Vilsbiburg. Das Heimatmuseum in Vilsbiburg hat seinen Platz im früheren Spital am Stadtplatz, einem Gebäude aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das über der Spitalkapelle aus der Zeit um 1400 errichtet wurde. Doch es ist nicht nur baulich eng mit der Stadt und ihren Bürgern verbunden, sondern ist auch darüber hinaus stark in der Bevölkerung verankert. „Es gibt einen sehr engagierten Museumsverein, der Führungen durchführt und vieles mehr“, erklärte Dr. Matthias Witzleb, der derzeit für die sich in Elternzeit befindende Annika Janßen-Keilholz, das Museum leitet.

Genau für diese ehrenamtliche Unterstützung interessierten sich auch die Vertreter des Bezirks bei ihrem Besuch vor Ort. Denn über 50 Jahre lang hatte der heute 85-jährige Lambert Grasmann das Museum ehrenamtlich geleitet, es aufgebaut, etabliert, mit Leben und wechselnden Ausstellungen gefüllt.

„Das große ehrenamtliche Engagement von Herrn Grasmann und Herrn Barteit ist einzigartig und war für die Entwicklung des Museums essenziell“, so die erste Bürgermeisterin Sibylle Entwistle. Ein Heimatmuseum in dieser Größe ausschließlich durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu betreiben wäre auf Dauer nicht mehr möglich gewesen. Auch deshalb habe man seit 2018 eine hauptamtliche Museumsleiterin eingestellt. Da sie im Herbst wieder zurückkehrt, der Vertrag von Matthias Witzleb aber noch länger läuft, sei man nun erstmals in einer komfortablen Situation. „Das müssen wir nützen, um noch mehr Menschen für die Mitarbeit im Museum zu gewinnen“, so die Bürgermeisterin. Denn während die Museumsleitung sich um viele organisatorische Aufgaben sowie die Inventarisierung der Objekte in digitalen Plattformen kümmern muss, läuft der eigentliche Museumsbetrieb nicht ohne Ehrenamt.

Wie sehr die Ausstellungen bereits heute Vorbildcharakter für andere Museen haben, machte Dr. Cindy Drexl, Mitarbeiterin des Kulturreferats im Bezirk Niederbayern, deutlich. „Die Sonderausstellungen haben immer einen aktuellen Bezug und nehmen auch partizipative Elemente auf, etwa indem man ein Selfie macht, das dann wiederum in die Ausstellung integriert wird, so dass der Besucher selbst Teil des Museums wird“, lobte sie die moderne Ausrichtung und wollte noch mehr zum museumspädagogischen Konzept erfahren. Einiges werde bereits eingesetzt, etwa der „Museumskoffer“ voller Originaldokumente, mit dem Vereinsmitglied Roger Jopp regelmäßig bei Schulen zu Gast ist. „Die 9. Klasse der Mittelschule nimmt am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil. Wir haben sie mit der Übersetzung von Originalquellen aus dem Staatsarchiv unterstützt und gemeinsam erstaunliche Geschichten herausgefunden“, erzählte Matthias Witzleb, der für die Zukunft noch mehr Aktionen geplant hat – etwa eine Sonderausstellung zum „Vilsbiburger Liebfrauenfestspiel“ im Herbst, denn es hat sich gezeigt, dass früher Vilsbiburg neben Oberammergau ein wichtiger Festspielort war.

Und weil ein großer Teil des Museums der Kröninger Hafnerkunst gewidmet ist – deshalb auch der Zusatz „Heimatmuseum Vilsbiburg – Kröninger Hafnermuseum“ –  soll in Zukunft auch das aktive Töpfern mit Kindern als museumspädagogisches Angebot mit aufgenommen werden sowie ein Töpfermarkt am Stadtplatz stattfinden.

„Auch wenn es kaum mehr gelingen wird, Menschen wie Lambert Grasmann mit solch außergewöhnlich großem Engagement zu finden, so sind Sie mit einem aktiven Museumsverein doch gut aufgestellt, um die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich anerkennend. Er hob auch das vorbildliche Engagement der Stadt hervor, die gerade dabei ist, Aufmaß des Hauses zu nehmen, um langfristig in einem Leerstand im Erdgeschoss weitere Räume für das Museum bereitzustellen. „Unser Museum ist die Identität unserer Stadt und Region“, so Sibylle Entwistle. Das konnte auch Bezirksrätin und Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Bodenkirchen, Monika Maier, bestätigen.

Beide wünschten der Stadt und dem Verein gutes Gelingen beim Generationswechsel in Sachen Heimatmuseum. „Denn die Geschichte Vilsbiburgs und der Kröninger Hafnerkunst ist ein wichtiges Stück Geschichte in Niederbayern.“

-ml-

Im Bild:
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v.r.) und Bezirksrätin Monika Maier besichtigten mit Dr. Cindy Drexl vom Kulturreferat des Bezirks Niederbayern sowie Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder (l.) wurden von Museumsleiter Dr. Matthias Witzleb und Bürgermeisterin Sibylle Entwistle (2. und 3. v.l.) durch das Heimatmuseum in Vilsbiburg geführt.
Foto:
Lang / Bezirk Niederbayern

 

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